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###### tags: `rC3`, `Orga`, `Assembly`, `Doku` # Dokumentation der Session Barrierefreie Videokonferenzsysteme vom 28.12.2021 beim rC3 ## Begrüßung MoniKa begrüßt alle Teilnehmenden und stellt sich sowie die weitere Session-Leitung Hendrik und Irmhild vor. Hendrik begrüßt alle, stellt das Vorgehen und den Ablauf der Session vor. "Wie ihr seht, wir haben zwei Gebärdensprachdolmetscherinnen anwesend. Wenn ihr auf die Dolmetschung angewiesen seid, dann könnt ihr hier im BigBlueButton die seitenweise Anzeige ausstellen. Das ist dann meistens einfacher zu verfolgen. Wir haben auch Live-Untertitel. Vielen Dank dafür! Die Untertitel werden in den geteilten Notizen sichtbar." "Nach einem Input von Irmhild Rogalla wollen wir gemeinsam diskutieren. Um das auch etwas zu strukturieren, bitten wir euch die Meldefunktion zu nutzen oder den Wunsch in den Chat zu schreiben. Es gibt eine Redeliste und wir rufen zur Wortmeldung auf. Technische Probleme können in den Chat geschrieben werden Aber damit es übersichtlich bleibt, bitten wir den Chat nicht für Seitengespräche zu nutzen und Mikro und Kamera nur für Wortmeldungen anmachen. Jetzt freue ich mich, das Wort an Irmhild zu übergeben, für den Input." ## Input Als Dritte im Bunde stellt sich Irmhild vom Institut für Digitale Teilhabe an der HSB vor und gibt einen kurzen inhaltlichen Input. Für Rückfragen ist nach dem Input Zeit eingeplant, bevor es mit dem Austausch zum weiteren Vorgehen weitergeht. Die Präsentationsfolien sind unter folgendem Link zum Download bereitgestellt: https://cyber4edu.org/c4e/cloud/s/qMT7K7drK4LPAB8 ### Folie 1: Wie kommen wir zu barrierefreien Videokonferenz-Systemen? Wie kommen wir also zu barrierefreien Videokonferenz-Systemen? ### Folie 2: Vorschau (=Inhalt) des Inputs Für die Session heute haben wir drei Teile vorgesehen, eine kurze Einführung in das Thema Videokonferenz-Systeme, dann zum Thema Akteur\*innen und ihren Perspektiven und natürlich Problemen - alles mit dem Schwerpunkt der Barrierefreiheit. Dies wird ein etwas größer Block und als Abschluss möchten wir eine Einladung zum Austausch aussprechen, weil wir gerne mit Ihnen/euch über das Thema und das weitere Vorgehen diskutieren möchten. ### Folie 3: Videokonferenz-Systeme: von oben betrachtet Ein Videokonferenz-System, wenn wir das von oben betrachten, so sieht man schnell, dass das etwas Komplexes und nichts Einfaches ist - was die Infrastrukturen und die benötigten Dinge angeht. Die Folie zeigt eine Grafik; in der Mitte eine Wolke als Symbol für die Cloud bzw. das Internet. Darin ein Symbolbild, das für die Komponenten von Videokonferenz-Systeme steht. An der Cloud hängen verschiedene Rechner und vor diesen Rechnern sitzen jeweils Menschen. Man guckt von oben auf die Szene. Deutlich werden soll hier vor allem, dass Videokonferenz-Systeme eine komplexe Sache sind, viel Infrastruktur voraussetzen und unterschiedliche Akteur\*innen beteiligt sind. ### Folie 4: Diese Akteur\*innen tun unterschiedliche Dinge und haben dementsprechend unterschiedliche Rollen. Sie Daraus ergeben sich ganz unterschiedliche Perspektiven bei den Akteur\*innen, die nun etwas genauer betrachtet werden sollen. Wir gucken also jetzt nicht mehr "von oben" auf die Szenerie, sondern versuchen uns in die verschiedenen Akteur\*innen hineinzuversetzen: Da gibt es diejenigen, die Videokonferenz-Systeme nutzen. Das sind wir alle hier und das hat ja bekanntlich während der Pandemie auch zugenommen. Es gibt bei der Nutzung aber auch diejenigen, die bei der Nutzung unterstützen. Ein Beispiele kann man hier sehen - das sind die Gebärdensprachdolmetscher\*innen, aber auch noch andere Assistenzen. Dann gibt es eine zweite große Grupe. Das sind diejenigen, die Videokonferenz-Systeme organisieren, veranstalten, moderieren, für die Lehre oder wie auch immer. Also auch diejenigen in der Rolle der Verantwortung der sozialen Situation: für das Eröffnen, für die Berücksichtigung der Bedarfe, dass es funktioniert, was nicht immer ganz klappt, und das Moderieren, die Vorbereitung für die Konferenzmaterialien etc. Dann gibt es eine dritte große Gruppe - streng genommen, kann man sagen, dass es zwei Gruppen sind. Das sind diejenigen im Maschinenraum, die für die Administration - davon sind auch ein paar hier - die das meistens oder häufig tun und natürlich die Entwickler\*innen. Wir haben also viele verschiedene Beteiligte, aber das sind so die, die wesentlich aufgefallen sind. ### Folien 5-6: Perspektiven von Akteur\*innen: Maschinenraum Wir beginnen mit dem Maschinenraum, zunächst mit den Entwickler\*innen. Die Folie zeigt zwei Screenshots von Github, einer der Plattformen, auf denen Entwickler\*innen ihre Arbeit koordinieren. Hier sind zwei Screenshots von der BBB-Entwicklung - speziell etwas über das Feature "Webcam videopin". Zur Perspektive der Entwickler\*innen erhoffen wir uns später im Austausch von euch mehr zu erfahren. Die zweite Gruppe von Akteur\*innen im Maschinenraum sind die Administrator\*innen, oft auch in der Rolle von DevOPs - also der Kombination von Entwickler\*innen und Administrator\*innen. Während Entwickler\*innen dafür sorgen, dass es Videokonferenz-Systeme und Infrastruktur überhaupt gibt und sie verbessert werden, sorgen Administrator\*innen dafür, dass die Systeme zur Verfügung stehen und funktionieren. Hierzu wird eine schematisch Grafik gezeigt - mit verschiedenen Servern und Komponenten, die für den Betrieb eines Videokonferenz-Systems im Rechenzentrum erforderlich sind. Die Grafiken sind entsprechend dem BSI-Kompendium entnommen. Links dazu sind auf der Folie. ### Folie 7: Perspektiven von Akteur\*innen: Veranstalten Jetzt die zweite große Gruppe mit ihrer Perspektive: Eine oft vernachlässigte Perspektive ist die derjenigen, die Videokonferenzen veranstalten, sei es als Organisator\*innen, Moderator\*innen, Lehrenden oder was auch immer. Die Folie ist absichtlich unübersichtlich, sie zeigt u.a. Raumeinstellungen für Breakout-Rooms, ein stilisiertes Veranstaltungsprogramm und weitere Screenshots (die Screenshots sind zwar alle von BBB, aber es geht hier nicht nur um BBB). Gerade Veranstalter\*innen sind aus unterschiedlichen Gründen oft überfordert. Manche sind aufgrund von Corona da ins sprichwörtlich kalte Wasser geschmissen worden, das jetzt über diese Wege machen zu müssen. Die Systeme sind unterschiedlich, haben unterschiedliche Vor-/Nachteile und Anwendungsfelder. Die Nutzer\*innen haben Anforderungen unterschiedlicher Art. Welche die Organisator\*innen alle mit berücksichtigen müssen. Und dann fehlt schlicht bei Vielen dieser Gruppe eine digitale Grundbildung und das entsprechende Verständnis. Da kommt es durchaus auch mal zu kleinen Auseinandersetzungen zwischen denen aus dem Maschinenraum und den Veranstaltenden. Nach dem Motto: "Wieso? Ist doch klar!" nur der jeweils anderen Gruppe ist das eben jeweils nicht klar. Zumal man über die Userinterfaces sich durchaus streiten kann. Später dazu mehr. Wichtig ist, die Perspektive nicht zu vernachlässigen. ### Folie 8: Perspektiven von Akteur\*innen: Nutzung Nun zu der klassischen Perspektive, die wir alle kennen - als Nutzer\*innen - sicherlich die größte und heterogenste Gruppe, wobei es hier vor allem um Nutzer\*innen mit spezifischen Anforderungen gehen soll. Diese Folie zeigt mit einfach grafischen Mitteln eine typische Videokonferenz-Oberfläche, mit einem großen Sprecher\*innen-Bild und einer Leiste mit weiteren Bildern von Teilnehmenden. Die Nutzer\*innen gucken wir uns nun genauer an. Es wurden Beispiele ausgesucht, die zeigen, welche typischen Probleme es bei ner Nutzung der Videokonferenz-Systeme gibt. ### Folien 9-10: Perspektiven von Akteur\*innen: Nutzung Die Nutzung beginnt damit, dass der technische Zugang überhaupt gewährleistet sein muss. Das ist nicht trivial - nicht nur wegen der Internetverbindung, die ab und an zusammenbricht. Eine Gruppe, die typischerweise bei der Nutzung auf Barrieren stößt, sind Screenreader-Nutzer\*innen. Wichtig zu wissen ist hier, dass erst einmal für diese Gruppe gar nichts geht, wenn eine Anwendung nicht screenreaderkompatibel ist. Zudem ist wichtig zu verstehen, dass Probleme mit Screenreadern nicht bloß in der Hauptanwendung bestehen, sondern an Stellen, wo Entwickler\*innen und Veranstalter\*innen nicht daran gedacht haben, dass das auch barrierefrei sein muss. Beispielsweise die Anmeldung - um einen Account für die Nutzung erst anzulegen. Problematisch kann auch die Installation einer Software sein. Da ist bei BigBlueButton der Vorteil, dass es im Browser läuft. Bei anderen Konferenzsystemen muss man etwas installieren, was nicht immer alleine klappt - wichtig ist dabei bspw. die Tastaturbedienung. Zudem müssen Statusmeldungen übertragen werden usw. Das ist die technische Ebene, die gewährleistet sein muss, damit Personen, die auf Screenreader angewiesen, überhaupt die Konferenzsysteme nutzen können. ### Folie 11: Dabei gibt es ein erstes grundlegendes Probleme mit der Barrierefreiheit schon beim technischen Zugang: Und bei diesem technischen Zugang gibt es ein typisches Problem: Es gibt Standards, wie Barrierefreiheit realisiert werden kann und müsste. Teilweise sind diese jedoch veraltet oder schwierig umzusetzen. Der häufigste Standard ist der WCAG der W3C - das sind Guidelines, die sich auf statische Websites beziehen - also nicht auf interaktive Systeme wie Videokonferenz-Systeme. Für Videokonferenz-Systeme gibt es derzeit noch keine anerkannten Standards, aber es wird sich an eben diesen bestehenden Standards wie WCAG orientiert. Dass es bei der Umsetzung Schwierigkeiten gibt, ist nicht verwunderlich, denn die Entwickler\*innen kennen oftmals keine Menschen, die den Screenreader nutzen und das dann gemeinsam ausprobieren könnten. Es gibt aktuell eh wenig Zusammenarbeit mit Betroffenen. ### Folien 12-17: Perspektiven von Akteur\*innen: Nutzung Es gibt noch mindestens zwei weitere Perspektiven von Nutzer\*innen. Eine weitere Gruppe, die typischerweise in Videokonferenz-Systemen auf Barrieren stößt, sind diejenige, die spezielle Anforderungen an die Kommunikation stellen. Hier am Beispiel von Gehörlosen und Gebärdensprachdolmetscher\*innen. Hierbei ist eine zentrale Frage, wie die Kommunikation innerhalb des Videokonferenz-Systems funktioniert, wenn dabei in Gebärdensprache gedolmetscht wird und die Dolmetschenden auch voicen (also in Lautsprache zurück dolmetschen) müsssen. Auch das ist nicht trivial. Klassischerweise ist es so, wie auf den Bildern in der Folie dargestellt werden soll: Beispielsweise werden Präsentationsfolien groß dargestellt und das Kamerabild in klein; die Sprecherin wird markiert und die Gebärdensprachedolmetscher\*innen sind ebenfalls nur in einen kleinen Fenstern zu sehen. Zudem gibt es bei vielen Konferenzsystemen die Einstellungsoption, dass die Kamerabilder in der Reihenfolge und Position sich ändern können - nach unterschiedlichen (unbekannten) Variablen je nach Konferenz-System. Grundproblem dabei ist, dass die Bilder zu klein dargestellt werden, um die Gebärden und das Mundbild zu erkennen, und man nur schwer oder auch gar nicht Anpassungen an der Darstellung vornehmen kann. Da es ein bekanntes Problem ist, wird es zumindest langsam angegangen und bspw. bei BigBlueButton geht es auch anders. Deswegen soll auf den weiteren Folien aufgezeigt werden, was sich konkret und was im Prinzip besser gestalten ließe. Als ein Beispiel wird das Videopinning aufgezeigt. So lassen sich die Dolmetscher\*innen (in der Regel mindestens zwei) mit ihren Kamerabildern frei platzieren und in der Größe anpassen. Das hilft nicht nur Gehörlosen Nutzer\*innen, die die Folien und speziell ausgewählte Kamerabilder passend angezeigt benötigen. Das ist ebenso für Dolmetscher\*innen hilfreich, die sowohl die Kolleg\*innen als auch die Kund\*innen - also für die gedolmetscht wird - groß und qualitativ hochwertig angezeigt brauchen. Zugleich werden die anderen Kamerabilder aber auch benötigt insbesondere bei Austauschrunden und Diskussionen, jedoch nicht priorisiert wie die der Dolmetschenden. Die Perspektive der Admins ist da in der Praxis je nach Serverkapazitäten manchmal anders. In der Regel werden Audio-/Ton-Spuren gegenüber den Kamerabildern priorisiert, wenn die Internetverbindung nicht so gut ist oder es zu erhöhter Serverlast kommt. Letztes ist bei mehreren großen angepinnten Kamerabildern eher gegeben und damit ein Grund, warum manche Admins bei geringen Serverkapazitäten darauf hinweisen, dass nur eine bestimmte Anzahl an Kamerabildern gleichzeitig sichergestellt werden kann. Für Gehörlose ist jedoch allein durch das Kamerabild erkennbar, wer gerade spricht und das Gesagte innerhalb einer Sitzung richtig zuzuordnen und auf das Kamerabild der Dolmetscher\*innen sind sie eh angewiesen. Bei BigBlueButton gibt es durch die kleine Anzeige der Namen oben im Bild auch ohne Kameraübertragung erkennbar, wer gerade spricht. Bisher bei keinem Videokonferenz-System wirklich gut realisiert ist der Bedarf, auch den Chat separat frei platzieren, in der Größe anpassen und festpinnen zu können. Bei Zoom geht es je nach Einstellung; bei BigBlueButton noch nicht. Dies sind jetzt Bedarfe und Umsetzungsmöglichkeiten, die klar aus der Perspektive von Gehörlosen und Dolmetschenden formuliert sind. Einzelne dieser Bedarfe können wiederum neue Herausforderungen und auch Schwierigkeiten hervorrufen für Personen, die auf Screenreader angewiesen sind. ### Folie 18: Durch dieses "Wunschkonzert" wird ein zweites grundlegendes Problem im Kontext Barrierefreiheit deutlich: Nach dem technischen Zugangsproblem bei der Nutzung zeigt sich, dass bei den allermeisten Videokonferenz-Systeme auch in der Automatisierung falsche Prioritäten gesetzt werden. Das war vor 3 bis 4 Jahren noch schlimmer, aber in der Entwicklung wird deutlich, dass Videokonferenz-Systeme von Hörenden für Hörende entwickelt werden, dass die Stimme priorisiert wird, dann die Präsentation und erst zuletzt die Videofeeds und bei den Videos haben die Videos der Nicht-Sprechenden die geringste Priorität. Ein Beispiel um diese Problematik zu verdeutlichen: "Ich kann mich an eine Webex-Konferenz erinnern, wo eine Kollegin meinte, sie müsste eine Excel-Tabelle zeigen, woraufhin alles andere zusammenbrach. Wenn man aber auf Gebärdensprache angewiesen ist, möchte man priorisiert einen Nicht-Sprecher sehen, nämlich die Dolmetscher und erst dann alles andere. Das sind Dinge, die sind scheinbar selbstverständlich - aber in dem Moment ist es für Personen mit speziellen Anforderung schwierig." ### Folien 19-20: Perspektiven von Akteur\*innen: Nutzung Nach den Perspektiven von Personen, die auf Screenreader und denen, die auf Dolmetschende angewiesen sind, wird noch einmal der Fokus auf eine dritte Nutzer\*innen-Gruppe gelegt: die der Neurodiversen, bspw. Personen im Autismus-Spektrum. Diese Perspektive wird lediglich auf Basis von Gesprächen mit Betroffenen referiert und deswegen kurz gehalten - falls Betroffene anwesend sind, ist deren Perspektive im weiteren Austausch herzlich willkommen! Das Grundproblem ist dabei, dass die Systeme viel zu bunt und zu unruhig gestaltet sind, viel zu viel auf einmal zu verarbeiten ist. Ein Beispiel aus der Praxis: "Wie die Kollegin sagte: Ich weiß, dass du die Dolmetscherin brauchst, aber das Gefuchtel geht mir so auf den Senkel." In diesem Fall gab es einen Dialog und der Kollegin wurde gezeigt, wie auch sie für sich die wenigen zentralen Bilder, die sie sehen möchte, rausziehen und alles andere ausmachen kann. Das hat sie sehr gefreut und für beide Betroffenen wurde eine Lösung gefunden. Das Anpinnen kann also auch aus anderen Gründen verwenden werden. Das sollen jetzt nur Beispiele sein, um verschiedene Perspektiven und Probleme aufzuzeigen. Sicherlich sind damit nicht alle Anforderungen aufgezeigt. Diese sollten lediglich zur Heranführung an die Problemstellung dienen - und dies war bisher lediglich die technische Ansicht: In der Praxis kommt oft alles zusammen: Technik, Kommunikation und Organisation/Ablauf. Es mangelt an Barrierefreiheit bei der Teilnahme und Bedienbarkeit, weil die Nutzungs-Oberfläche zu bunt und zu unruhig ist, es zu wenig Steuerungsmöglichkeiten gibt, die Kommunikation auf zu vielen Kanälen gleichzeitig abläuft, der Gesprächsablauf unstrukturiert ist, zu wenig Pausen vorgesehen sind usw. Wichtig ist, Ruhe in die Konferenz zu bringen - auf allen Ebenen. Die Kommunikation und Organisation können alle Beteiligten berücksichtigen, die Gestaltung der Nutzungsoberfläche und Bedienbarkeit nicht - deswegen braucht es den Austausch zwischen den verschiedenen Perspektiven. ### Folie 21: Hier zeigt sich ein drittes Probleme von Akteur\*innen mit der Barrierefreiheit von Viko-Systemen sehr deutlich: Es lässt sich also nun festhalten, dass ein drittes technisches Problem mit dem Fokus Barrierefreiheit die voraussetzungsreiche, unflexible Nutzungs-Oberflächen darstellt. Zudem zeigen sich eine Reihe anderer Schwierigkeiten: * mit Technik und ihrer Gestaltung allein ist es nicht getan * die Anforderungen der verschiedenen Nutzer\*innen-Gruppen sind teilweise widersprüchlich * erst Recht ergeben sich Widersprüche zwischen den Perspektiven und Interessen der verschiedenen Akteur\*innen bzw. Akteursgruppen ### Folie 22: Einladung: Alle an einen Tisch, bitte :) Wir haben das bei cyber4EDU in den Sitzungen häufiger mal besprochen und haben uns gefragt, wie kann man das denn ändern? Es nützt ja nichts, wenn wir immer durch die Lande ziehen und Vorträge halte, die dann alle kennen, die sich dafür interessieren. Stattdessen erscheint es uns als eine Möglichkeit, das zu lösen, wenn wir zumindest alle, die wir bisher als Interessierte oder mit Anforderungen, Interessen, Möglichkeiten identifiziert haben, an einen Tisch bringen. Die große Frage, die drüber steht: Für wen hapert es wo und wie können wir das ändern? Und das ist eine Einladung zum Gespräch. Hendrik übernimmt die Moderation. ## Rückfragen zum Input * keine ## Diskussion ### Folie 23: Gesprächsbeginn: Wer ist hier? Dann die Einladung zum Gespräch, dass wir einmal überlegen, mit wem sitzen wir überhaupt am Tisch? Da war ja das Bild vom Tisch von Irmhild. Uns würde interessieren, welche Akteursgruppen sind hier vertreten oder können noch ergänzt werden zu den vier Gruppen, die Irmhild nannte. * Welche Akteure bzw. Akteursgruppen gibt es? * Nutzer\*innen * Anbieter\*innen/Admins/Hoster * Interessierte * Erziehungswissenschaftler\*innen * Veranstalter\*in * Personal/HR * Welche Akteure sind hier gerade vertreten? * blind * Befürwortung einheitlicher Bedienung (Standardisierung) über verschiedene Systeme hinweg * Beispiele aufgrund von uneinheitlichen Tastaturbelegungen je System: * "Es ist wichtig, dass die Bedienung mit Tastatur standardisiert funktioniert - also ohne dass ich erst nachschauen muss, welche Tasten es sind. Wenn ich das nicht weiß, dann bin ich darauf angewiesen. Aber leider funktioniert die Tastaturbedienung nicht bei allen Videokonferenz-Systemen gleich oder überhaupt nicht - bspw. dass ich das Programm entsprechend auch vorgelesen bekomme oder alles im Programm vorgelesen bekomme. Manche Teile funktionieren; andere hingegen nicht. - also dass ich die Z-Funktion nutzen kann, die Präsentationsfunktion aber nicht; oder den Chat nutzen kann, aber nicht erfahre, welcher Sprecher gerade spricht - also dass die Hervorhebung nicht funktioniert für den Screenreader. Einiges kann ich mir dann denken, aber da sind sinnvolle Standards hilfreich für die Bedienung und auch für die Rückmeldung, wie das dann gekennzeichnet ist." * Personal/HR * interessiert an ergänzenden Software-Modulen * Ansatz: Aufbau von Anwender\*innen-Wissen ist Aufgabe der Personalentwicklung * Tastenkürzel - intuitiv - sprachvariabel * Ansatz zum Perspektivwechsel: * bisher Barrieren primär auf dem Endgerät der Nutzenden abgebaut * besser das gleich in einem Softwareprodukt zu denken * Anbieter\*innen/Admins * Vereinfachung des Zugangs als Ziel (z.B. keine Registrierung) * Lokalisierung basierend anderer Sprache -> Shortcuts sind für Anwender\*innen nicht intuitiv * Achtung: kann gelebten Standards zuwiderlaufen * Nutzer * müssen sich insbesondere in Pandemiezeiten spontan mit neuen ViKo-Systemen auseinandersetzen/die Wahl des zu nutzenden Systems obliegt nicht ausschließlich den Nutzenden * Veranstalter\*innen/Organisator\*innen: * "Ich kann noch eine kleine Geschichte erzählen, die auch typisch ist, die uns hier in der Vorbereitung passiert ist. BBB hat ja durchaus die Möglichkeit, Untertitel als Untertitel anzuzeigen. Das ist jetzt hier nicht aktiviert, deswegen könnt ihr das nicht sehen. Wir haben das aber auch bewusst so gemacht. Wir haben es nämlich ausprobiert mit der Schriftdolmetscherin, die auch bereit war, das auszuprobieren. Dabei stellte sich heraus, dass die Übertragung in die Untertitel nicht richtig funktioniert. Und nach ihrer Aussage ist das schon seit über einem Jahr so und sie hat gewartet, dass sich das ändert und das hat sich aber nicht geändert. Das weiß kaum jemand, uns war das auch neu, wir wussten es nicht. Und wir haben auch keine Ahnung, wie aufwändig das ist, das zu ändern. Aber ja, das ist so ein typisches Ding, weshalb wir gebeten haben, alle mal an einen Tisch zu kommen und weshalb wir die Frage haben, wie kann man das ändern und sinnvoll kommunizieren, dass die Informationen jeweils an den richtigen Stellen ankommen". * Entwickler\*innen: * [nicht selbst vertreten] ## Zweiter Teil * Wie werden Bedarfe kommuniziert? Wie wird sichergestellt, dass diese an die/den richtigen Empfänger\*in gelangen? * Nutzer\*innen: * "also ich bin noch nicht auf die Idee gekommen, diese Bedarfe zu kommunizieren. Stelle aber fest, dass ich das ein oder andere noch lernen könnte." * Kommunikation der Bedarfe an die Personalabteilung oder Personalentwicklung, wenn andere Tools oder Ergänzungen benötigt werden, um Tools zu nutzen * grundsätzlich Bewusstsein schaffen, dass dies überhaupt möglich ist * "an der Quelle" arbeiten vs. Bedarfe durch andere Software/Tools befriedigen * in Richtung Entwickler\*innen: * UseCases zur Spezifikation konkreter Anwendungsfälle * z. B. Verzögerung zwischen Eingabe und Anzeige von Untertiteln; Übernahme von Korrekturen und Kürzeln * Testverfahren entwickeln für die UseCases * die gesamte Dokumentation selbst sollten wiederum barrierearm/-frei erfasst werden und müssen so konkret wie möglich sein * wer stellt sicher, dass diese präzise genug formuliert sind? * Da bei der Entwicklung viele verschiedene Themen gleichzeitig auflaufen, ist die Frage der Priorisierung immer ganz wichtig * da kann es hilfreich sein, auch in die andere Richtung transparent auf Nutzer\*innen üblichen Wegen zu kommunizieren, woran gerade gearbeitet wird und wie Nutzer\*innen unterstützen können * in Richtung User: * aufpassen, wer die Standards setzt und wie mit den konträren Anforderungen umgegangen wird * User sollten beteiligt werden - dazu braucht man aber auch User, die mitmachen und kommunizieren, was sie als Standard gebrauchen könnten * Zitat von Anbieter/Hoster von BBB "Das bedeutet, dass die Zeit und finanziellen Ressourcen ungleich kleiner sind. und wenn man sich anschaut, wie viele Baustellen es bei BBB gibt - auf der Github-Entwickler-Plattform das sind Tausende von Themen, die da gleichzeitig bearbeitet werden sollen - und da müssen die natürlich priorisieren, welche Sachen die wichtigsten Sachen sind und da kann man selbst Einfluss nehmen. Man kann dann mit einem Account die Issues bewerten. Man kann bewerben, warum die wichtiger sind, oder einfach eine Stimme dalassen, um die Probleme nach oben zu bewegen. Wenn solche Sachen mehr Aufmerksamkeit bekommen, dann führt es auch dazu, dass tendenziell mehr Aufmerksamkeit dem Thema geschenkt wird. Das ist so unsere Erfahrung gewesen." * Hinweis dazu: wie man ein Issue aufmachen kann: https://docs.github.com/en/issues/tracking-your-work-with-issues/creating-an-issue * It-Support als Mittler zwischen Usern und Admins/Entwickler\*innen * dazu muss das Ticket-Wesen und/oder die Hotline bekannt & barrierefrei nutzbar sein * Wie kann der Austausch zwischen beteiligten Parteien verstetigt werden? * Github als Kommunikationsweg, um Anforderungen zu kommunizieren - Beispiel: Entwicklung BigBlueButton * Idee - Github als generelle Austauschplattform um Issues zu kommunizieren * Ein weiterer Kommunikationsweg könnte eine Mailingliste sein - auch hier Beispiel BBB * bigbluebutton-dev[at]googlegroups.com * Ebenso gibt es einen Matrix-Chat-Raum für BBB-Deutschland (aber eher für Entwickler\*innen, nicht für User) * Exkurs: europäischer Accessibility Act regelt gesetzliche Anforderungen an Barrierefreiheit, auch die UN-Behindertenrechtskonvention gilt schon eine Weile -> aber eher unzureichend in nationales Recht überführt * Privatwirtschaft und öffentliche Einrichtungen unterschiedlich, aber egal wie zeigt sich, zu lange Übergangsfristen und selbst wenn Fristen nicht eingehalten werden, passiert faktisch nichts - politischer Druck wäre gut, einfach nur Schlichtungsverfahren, die dann anstehen, sind nicht ausreichend, um etwas in der Umsetzung zu bewirken. * Rückkanal wichtig: Wie teilen Entwickler\*innen mit, woran gerade gearbeitet wird. * Zitat aus der Diskussion: "aber das zeigt das Problem, jetzt zu sagen, Github-Issues wäre der Standardweg, aber das funktioniert nicht für alle Softwares. Meist gibt es einen Weg zu den Entwickelnden und der muss erst gefunden werden. Das setzt aber die Kommunikation der Entwickelnden nach außen voraus. Welchen Feedback-Kanal habe ich und wie gestalte ich den für die Menschen, die auf Barrierefreiheit angeweisen sind." * Wie können Issues möglichst einfach an die Entwicklerteams weitergeleitet werden und unmittelbar nach dem Auftreten? * Integrierter Feedback-Kanal nach der Nutzung einer Konferenz? * Wie kann Bewusstsein bei Entwickelnden für das Thema und dessen Wichtigkeit geschaffen werden? * BBB bietet alle zwei Wochen ein offenes Treffen an. * Letzte Einladung zum Community-Call: https://groups.google.com/g/bigbluebutton-dev/c/rPtxg4Cqifs * BBB Raum: https://demo.bigbluebutton.org/gl/fre-woh-hde-kbd * Braucht es evtl. auch Vermittlungspositionen, damit es nicht zu Frustrationen kommt - zumindest für den Anfang, da sich die Personengruppen kaum kennen, andere "Sprachen" sprechen, andere Kommunikationswege nutzen und kaum etwas von einander wissen - ggf. braucht es erst Annäherungen und vermittelnde, die verschiedene Seiten kennen? - Ein Konzept für Entwicklungsprozesse? * Auf welche ViKo-Systeme wollen "wir" uns fokussieren? Wollen wir das überhaupt oder geht es um Standards für alle Systeme? Hendrik, Irmhild und MoniKa bedanken sich bei allen Beteiligten und laden zum nächsten AG-Treffen ein, bei dem es um die Verstetigung und Etablierung eines Austausches der verschiedenen Gruppen gehen soll. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, sich zu beteiligen. Nächstes Treffen: 19.01.2022 18:30 Uhr bei c4E in folgendem BBB: https://bbb.cyber4edu.org/b/mon-w4l-0yc für den Kalender: https://cyber4edu.org/c4e/cloud/remote.php/dav/public-calendars/LsiAkbQRzycH8kgW/279875d8-e689-4afc-87b7-1329645ac90f.ics