Erfahrungsaustauschrunde: Wie pitchen wir Lehrenden zielführend, dass Datenschutz wichtig ist?

Beschreibung:
Gerade im Bildungsbereich sollte inhaltlich, aber vor allem auch praktisch der Schutz von Daten der Schüler*innen, Lehrenden und allen im Bildungsbereich tätigen Menschen eine wichtige Rolle spielen. Im Alltag sehen wir leider das Gegenteil. Lehrende, die eigentlich in jedem Fach mediendidaktisch sensibilisieren und für den Schutz von Kindern einstehen sollten, sind bei einfachen Office Anwendungen überfordert, nutzen regelmäßig die selben Passwörter, machen Fotos von ihren Schüler*innen und gründen Whats-App-Gruppen, um mit Eltern zu kommunizieren.
Datenschutzsensible und Mediendidaktisch reflektierte Eltern, Lehrende aber auch Schulleitungen kommen da im Alltag schnell an ihre Grenzen.

Doch wir wollen nicht jammern.
Wir wollen vom Positiven lernen. Wir wollen uns darüber austauschen, was funktioniert hat.

  • Was waren Argumente, die bei Lehrenden, Schulleitungen und evtl. auch bei Elternvertretungen oder anderen Eltern zum Umdenken geführt haben? Was waren unterstützende Faktoren?
  • Was sollte vermieden werden?
  • Welche Kompromisse waren möglich?
  • Welche Arten und Wege der Kommunikation waren hilfreich?
  • Welche Mitstreiter*innen gab es?

Zielgruppe:

  • datenschutzinteressierte Lehrende
  • Personen in der Lehramtsausbildung
  • Schulleitungen
  • Eltern(vertretungen)
  • … Du?

Präsentation des Workshops

Mitschrift des Workshops

Erfahrungsaustauschrunde: Wie pitchen wir Lehrenden zielführend, dass Datenschutz wichtig ist?

Gerade im Bildungsbereich sollte inhaltlich, aber vor allem auch praktisch der Schutz von Daten der Schüler*innen, Lehrenden und allen im Bildungsbereich tätigen Menschen eine wichtige Rolle spielen. Im Alltag sehen wir leider das Gegenteil.

Zusammen mit Besuchenden des 38C3 haben wir uns in einem Workshop mit dem Ziel ausgetauscht zusammenzutragen, welche Argumente und Strategien verfangen und Bewusstsein geschaffen und welche das genaue Gegenteil erreicht haben.

Austausch über die Ausganssituation

Zunächst wurden die Teilnehmenden in die vier Gruppen Eltern, Lehrer*innen, Datenschutz/IT-Verantwortliche und Schüler*innen/Studierende(& Hochschulangehörige sowie Aus-/Weiterbildner*innen) eingeteilt.
Jede Gruppe diskutierte über die Frage:
„Auf welche Probleme stoßt ihr im Alltag, wenn es um die Berücksichtigung von Datenschutz geht?“

Lehrende

Die Lehrenden haben drei wesentliche Probleme zusammengetragen:

  • Das Ausspielen von Datenschutz gegen Mehrwerte aus Anwendungen: Gefühlt werden neue Anwendungen und Tools aus nicht nachvollziehbaren Gründen des Datenschutzes seitens der Schulleitung oder Behörden abgelehnt.
  • Change-Management: Zu Pandemiezeiten wurde digitale Infrastruktur in Betrieb genommen, die einer Prüfung mit heutigen Maßstäben vielleicht nicht mehr genügt und die vielleicht sogar heute anders entschieden werden würde. Allerdings setzt das die Bereitschaft des Kollegiums voraus, sich erneut in Softwaresysteme einzuarbeiten, obwohl eine funktionierende Lösung existiert - diese Bereitschaft wird wenig wahrgenommen.
  • Resourcen: Wer setzt Technik und Infrastruktur auf, wer betreut sie. Die zunehmende Nutzung dieser wird nicht in zusätzlichen IT-Kapazitäten reflektiert.
Schüler\*innen und Studierende (& Hochschulangehörige sowie Aus-/Weiterbildner\*innen)

Für die Gruppe der Schüler*innen und Student*innen war der Aspekt des Datenschutzes bestimmend:

  • Zu wenig Sensibilisierung in der Bildung führt zu Desinteresse und Fehlern, z.B. dem Eintragen von Passwörtern in den Schulplaner, der Mißverstandenen Rolle bzw. Unkenntnis über das Vorhandensein eines Datenschutzbeauftragten und fehlendes Bewusstsein im alltäglichen Miteinander.
  • Das Thema Datenschutz fehle praktisch im Lehrplan
Datenschutz/IT-Verantwortliche

Aus sicht der Datenschutzbeauftragten und IT-Verantwortlichen fehlt es an:

  • Sensibilisierung der Beteiligten
  • Datenschutzkonformität der eingesetzten Hard- und Software
  • Langlebigkeit der eingesetzten Hard- und vor allem Software
Eltern

Die Gruppe der Eltern nannte vor allem Probleme im Schulalltag:

  • die Kommunikation der Eltern (z.B. über WhatsApp)
    • untereinander
    • mit der Schule
  • die verfügbare Ausstattung zu Hause
    • nicht jeder Haushalt verfügt über Smartphones, Drucker, usw.
  • mangelnde Sensibilisierung zum Thema Datenschutz selbst zwischen Klassen einer Schule
  • die datenschutzkonforme Erfassung bei Abgabe personenbezogener Daten im Sekretariat (undem Umgang damit im Nachinhein)

Austausch über mögliche Wege zu Lösungen

Um nicht nur Probleme zu besprechen, sondern auch Wege hin zu Lösungen wurde im Anschluss angeleht an ein Gruppen-Puzzle in zwei Phase über Ansätze des Umgangs mit den zuvorzusammengetragenen Problemen besprochen.

In einer ersten Diskussionsphase (Expert*innen-Gruppen) wurden in den Gruppen nun gezielte Foki behandelt:

  • Datenschutz/IT-Verantwortliche sprachen über rechtliche Argumente
  • Eltern sprachen über das Einbeziehen von weiteren Akteuren
  • Lehrende sprachen über fachliche Argumente/Medienkompetenz
  • Schüler*innen und Studierende (& Hochschulangehörige sowie Aus-/Weiterbildner*innen) sprachen über allgemeine Kommunikationsstrategien

Danach wurden die Gruppen durchmischt und auf 5 neue Gruppen (Stammgruppe mit mind. allen Expertisen einmal vertreten) aufgeteilt, so dass die soeben erarbeiteten Ergebnisse aus mehreren Perspektiven diskutiert werden konnten.

Zur Orientierung gab es drei Unterteilungen:

  • Diese Argumente der anderen Intressensgruppen haben uns überzeugt:
  • Diese Argumente / Strategien würden wir auf gar keinen Fall anwenden:
  • Wenn gar nichts mehr geht, sind folgende Argumente die “letzte Option”:

In einer gemeinsamen Abschlussrunde wurden die folgenden Punkte zusammengetragen:

Gruppe 1

Diese Argumente der anderen Intressensgruppen haben uns überzeugt:

  • Sensibilisierung für das Thema Datenschutz ist bei allen Beteiligten notwendig
  • Lehrer*innen anregen, sich in den Ferienzeiten (insb. Sommerferien) fortzubilden
  • es braucht zentrale Aussagen vom Bund zu Software, Anbietern und Infrastruktur sowie einheitliche Kompetenzen (sowohl fachlich (Wissen & Fähigkeiten) als auch der Durchsetzung (rechtliche Erlaubnis)) der Datenschutzbeauftragten

Wenn gar nichts mehr geht, sind folgende Argumente die „letzte Option“:

  • Gesetze und Klagen gegen Schulleitungen bzw. auf übergeordnete Ebenen
Gruppe 2

Diese Argumente der anderen Intressensgruppen haben uns überzeugt:

  • Schulleitungen müssen ihre eigene Haftbarkeit verstehen
    • Schulleitungen sind in der Verantwortung (nicht Datenschutzbeauftragte oder einzelne Lehrende alleine), dieses Wissen sowie Basis-Wissen zum Datenschutz muss also bei ihnen vorhanden sein
      • im weiteren Prozess kann auch der Schulträger bzw. die Aufsichtbehörden hinzugezogen werden, aber zunächst muss die Schulleitung ihrer Verantwortung nachkommen

⛔ Diese Argumente / Strategien würden wir auf gar keinen Fall anwenden:

  • „Es ändert sich grad so viel“: Allein auf Veränderungen zu hoffen reicht nicht, man muss selbst handeln, um Teil der Veränderung zu sein.

Wenn gar nichts mehr geht, sind folgende Argumente die „letzte Option“:

  • Aud die bestehenden Rechte pochen, damit diese auch wirklich durchgesetzt werden. Das Problem ist hier nicht die fehlenden Regelungen, sondern die Nicht-Durchsetzung, der vorhandenen Rechte.
Gruppe 3

Diese Argumente der anderen Intressensgruppen haben uns überzeugt:

  • Sensibilisierung ist auf mehreren Ebenen notwendig
  • Bewussteinsbildung und Kommunikation ebenso
  • Eine Checkliste für eingesetzte Software und Systeme wird gebraucht.
  • Eine Checkliste auf Ebene der jeweiligen Schule für den Umgang mit Fotos, etc. wird ebenso benötigt.
  • Wenn Eltern als ein „Wir gemeinsam“ mit konstruktiven Vorschlägen auftreten, können sie etwas erreichen.

    Diese Argumente / Strategien würden wir auf gar keinen Fall anwenden:

  • Liste mit erlaubter/verbotener Software funktioniert nicht, da sie zu schnell veraltet (no black/white lists)
Gruppe 4

Diese Argumente der anderen Intressensgruppen haben uns überzeugt:

  • Die eigentliche Frage lautet: Ist es ein Problem des Datenschutzes oder wer ist bei Sicherheitsfragen eigentlich dafür verantwortlich? Oder geht es darum, das Problem zu verstehen und dafür zu senisbilisieren? Woran liegt es wirklich, dass der Datenschutz ständig als Problem geframed wird.
  • Außerdem fehlt technisches Verständnis: Daher sollte dort angesetzt werden. Technische, aufklärende Argumente nutzen.
    • Argumente, dass es in den Lehrplan muss (es muss)

⛔ Diese Argumente / Strategien würden wir auf gar keinen Fall anwenden:

  • Kein reines Info-Material zum Nachlesen. Lesen etc. funktioniert nicht. Stattdessen lieber gemeinsam etwas Kreatives, Spielerisches, Theaterisches mit der jeweiligen Zielgruppe entwickeln. Schulprojekte etc. können sich da anbieten.
  • Vermeiden: Angst zu verursachen. Aber trotzdem auf rechtliche Aspekte und Konsequenzen hinweisen, dabei vor allem Wege aufzeigen, statt Angst zu schüren.
Gruppe 5

Diese Argumente der anderen Intressensgruppen haben uns überzeugt:

  • Datenschutzknigge (das sind die Do's & Don'ts) erarbeiten und festhalten
  • Konsequenzen bei Verstößen darin festhalten
  • Framing über persönliche Sorge (Mir ist das wichtig, den Kindern ist das wichtig, etc.), gefolgt von Unterstützungmöglichkeiten
  • Ressourcen und extrene Unterstützung werden benötigt
  • niedrigschwellige Angebote schaffen
  • Schüler*innenvertretungen/-mitverwaltung einbeziehen, weil die Rechte haben + betroffen sind, unsere Zielgruppe sind etc.

⛔ Diese Argumente / Strategien würden wir auf gar keinen Fall anwenden:

Wenn gar nichts mehr geht, sind folgende Argumente die „letzte Option“:

  • Datenschutz sollte nicht diskutierbar sein, ist es aber. Zum Glück ist er aber auch rechtlich einzufordern.

Sidenotes:

  • Es braucht Kompetenzsicherheit für Datenschutzbeauftragte
  • Datenschutzbeauftragte darf nicht Teil der Schullleitung sein vs Datenschutzbeauftragte muss Teil der Schulleitung sein.
  • Es gibt viel Bedarf nicht nur darüber zu sprechen -

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